Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis weiter nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel, stieg aber zum 31. Juli 2017 wieder auf 52,65 US-Dollar pro Barrel, verharrte seitdem auf diesem Niveau und stieg zum 30. September 2017 spekulativ getrieben auf 57,54 US-Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen, scheint derzeit Wirkung zu zeigen. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) gegen Ende September auf mittlerweile 468,0 Millionen Barrel gesunken. Im Verlauf der Hurrikan-Saison im September 2017 sind die Daten zu den US-Rohöllagerbestände mit großer Vorsicht zu betrachten, da durch Schließungen sowohl der Bohrtürme als auch der Raffinerien zur Weiterverarbeitung der Ölprodukte keine sicheren und nachvollziehbaren Daten ausgewertet werden können. Ob für den Rückgang der US-Rohöllagerbestände die Opec-Förderkürzung, die saisonal bedingt gestiegene Weiterverarbeitung der Ölprodukte oder die Hurrikan-Saison-bedingten Auswirkungen verantwortlich sind, ist aus diesen Gründen nach wie vor nicht wirklich erkennbar. Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Damit stecken die Opec-Länder nach wie vor in einer Zwickmühle und beraten immer wieder über weitere Förderkürzungen und mögliche Verlängerungen der Maßnahmen. Zuletzt hatte der russische Präsident Wladimir Putin wieder Spekulationen über eine Verlängerung der Förderkürzungen aufkommen lassen, diese aber zeitnah wieder relativiert. Die Unsicherheiten nehmen zu, da sich immer mehr Opec-Länder nicht an die vereinbarten Förderkürzungen halten. Die Unsicherheiten auf der Nachfrageseite zeigen auch die Veröffentlichungen der International Energy Agency (IEA). Mitte August hatte die International Energy Agency (IEA) noch ihre Schätzung bezüglich der Nachfrage nach Opec-Öl auf 32,6 Millionen Barrel pro Tag gekürzt. Im September erhöhte die International Energy Agency (IEA) ihre Schätzung wieder um 100.000 Barrel pro Tag. Die Opec selbst beziffert den Bedarf nach Opec-Öl auf 32,4 Millionen Barrel pro Tag für die Jahre 2017 und 2018. Und in diesen Schätzungen liegt nach wie vor die Brisanz des Themas, da jedes zusätzlich geförderte Barrel die Pläne der Opec durchkreuzt. Für zwischenzeitliche Unsicherheiten am Ölmarkt sorgte auch das Referendum der Kurden im Nordirak, Hintergrund sind die Abspaltungspläne der Kurdengebiete vom Irak. Im Gebiet der Kurden befinden sich die größten Erdölvorkommen Iraks. Der Anschluss an die internationalen Märkte erfolgt wiederum über Ölpipelines durch die Türkei, die wiederum eine Abspaltung der Kurdengebiete vom Irak unter allen Umständen verhindern möchte.
Die weltgrößte Reederei Maersk verkaufte im August 2017 ihr Öl- und Gasgeschäft an den französischen Ölkonzern Total für 7,45 Milliarden US-Dollar, um sich auf das Kerngeschäft Transport konzentrieren zu können. Trotzdem beschloss Frankreichs Regierung Anfang September 2017, ab 2040 kein Erdöl oder Erdgas mehr zu fördern.
Die amerikanische Ölproduktion lag im September 2017 bei 9,5 bis 9,6 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Was die Preise auch deutlich unter Druck setzt. Amerikanische Unternehmen haben mittlerweile auch eine vielversprechende Finanzierungsmethode entwickelt. In sogenannten „DrillCos“ werden Gemeinschaftsunternehmen gegründet, in denen Finanzinvestoren ihr Geld mit den Geldern des Produzenten zusammenlegen. Auf diese Weise wurden in letzter Zeit offensichtlich mehrere Milliarden Dollar für die Finanzierung eingesammelt. Die amerikanischen Fracking-Anlagen produzieren auch aufgrund der technologischen Sprünge in der letzten Zeit auf immer günstigerem Niveau. Die International Energy Agency (IEA) schätzt mittlerweile ein noch zu erschließen-des zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von 4,5 Millionen Barrel pro Tag.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count ging im September 2017 wieder leicht zurück. Dieser Rückgang kann aber mit der Hurrikan-Saison in Verbindung gebracht wer-den. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende August 2017 betrug der Wert weltweit 2.116. Ende September 2017 fiel der Wert wieder leicht auf 2.081. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. Allein in den USA ist ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 947 (Ende August 2017) auf 940 (Ende September 2017) zu verzeichnen. Auch in Kanada ist ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 217 (Ende August 2017) auf 210 (Ende September 2017) zu verzeichnen.
Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich die Entwicklung der Ausweitung der Förderquellen sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell angefahren werden können und ständig neue hinzukommen. Das von der International Energy Agency (IEA) geschätzte zusätzliche Rohöl-Potential in den USA von 4,5 Millionen Barrel pro Tag lässt da erheblichen Spielraum zu.
Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise Anfang letzten Jahres bekanntermaßen unter 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen. Eine ähnliche Entwicklung ist in näherer Zukunft nicht auszuschließen, unter den aktuellen Vorzeichen ja sogar immer wahrscheinlicher. Auch der Rosneft-CEO Igor Setschin rechnet mit einem Ölpreis zwischen 40,00 und 43,00 US-Dollar pro Barrel im Jahr 2018.
Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.
Eine aktuelle Greenpeace-Studie versucht aufzuzeigen, dass der deutsche Verkehr ab 2035 kein Erdöl mehr benötigt.
Eine Veröffentlichung im Handelsblatt Special am 15. September 2017 zeigt die Brisanz der Ölpreisentwicklung in Norwegen. Einst sichere Jobperspektiven haben sich in den letzten Jahren aufgrund der Öl-preisentwicklung und der damit verbundenen Marktsituationen geradezu in Luft aufgelöst.
Das sich die einst sichere Ölwelt auch im Nahen Osten stark verändert, zeigt eine Meldung Mitte September, wonach Saudi-Arabien derzeit untersucht, Atomkraftwerke im eigenen Land bauen zu lassen. Gleichzeitig werden Uranvorkommen im eigenen Land gesucht, um nicht von Importen abhängig zu sein.
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