Nach dem letztjährigen Höchststand des Strompreises am 30. Dezember 2016 bei 31,36 EUR/MWh sank der Cal-18-Kontrakt Base am 27. März auf 28,01 EUR/MWh, stieg wieder auf ein Niveau von 31,00 EUR/MWh, verharrte bis Ende Juli 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität und stieg spekulativ getrieben zum 31. Oktober 2017 auf 36,71 EUR/MWh, verharrte seitdem auf diesem Niveau und schloss zum 30. November 2017 bei 36,70 EUR/MWh. In diese Spekulationen spielt auch die Angst vor weiteren ungeplanten Abschaltungen von Atomkraftwerken der EDF in Frankreich, da der Konzern bekanntgab, dass die Hälfte der durch ihn betriebenen Reaktoren nicht erdbebensicher wären. In mehreren Atomkraftwerken kamen Mängel an Wasserrohren auf, die im Erdbebenfall nicht sicher betrieben hätten werden können.
Als Preistreiber für den Strommarkt kristallisieren sich dieses Jahr neben spekulationsbedingten Volatilitäten die Kohlepreise stark heraus. Schon bei einem kurzen Blick auf den Preisverlauf der Kohle fällt auf, dass dieser dem des Strompreisverlaufs sehr stark ähnelt. Eine Korrelationsanalyse würde sehr nahe 1 verlaufen. Womit der Rückschluss naheliegt, dass der Strompreis, abgesehen von Wettereinflüssen sehr stark von der Entwicklung des Kohlepreises abhängt. Da die Kohlepreise in letzter Zeit stetig gestiegen sind, haben diese den Strompreis mitgezogen und zu einem genauso stetigen Anstieg verholfen. Im Oktober und November 2017 wirkten anhaltende Spekulationskäufe für einen weiteren sprunghaften Preisauftrieb.
Zusätzlich sorgte die Ankündigung der französischen Atom-Sicherheitsbehörde ASN bezüglich neuerlicher Überprüfungen der 58 Atomreaktoren für einige Verunsicherung am Strommarkt. Eine ähnliche Situation stellte sich im September 2016 bereits ein, nachdem Risse in einigen Druckbehältern der Atomkraftwerke festgestellt wurden. Unregelmäßigkeiten in der Dokumentation einzelner Anlagenteile bewegte die französischen Atom-Sicherheitsbehörde ASN wiederholt zur Überprüfung der Atomkraftwerke. In 2017 sollen 16 und in 2018 42 der 58 Reaktoren überprüft werden. Erste Schwierigkeiten wurden offensichtlich, nachdem EDF bekanntgab, das Atom-kraftwerk Tricastin erst drei Wochen später, nämlich Ende November wieder ans Netz zu nehmen.
Auch in Belgien sorgten ähnliche Ankündigungen für vermehrte Unsicherheit.
Frankreichs Umweltminister gab Mitte November bekannt, die geplante französische Atomwende um mindestens fünf Jahre zu verschieben, da sonst Kraftwerkskapazitäten nicht ausreichend zur Verfügung stünden. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, müssten ca. 20 Atomreaktoren von den aktuell bestehenden 58 Atomreaktoren abgeschaltet werden.
Aufgrund des starken Anstiegs der Ökostrom-Produktion geraten auch die Energiemärkte immer mehr durcheinander. An stürmischen Tagen wie Anfang November 2017 ist das Phänomen der sprung-haften Lastwechsel, der damit verbundenen Überproduktion und folglich negativen Strompreise deutlich zu sehen.
Sollten sich die Unsicherheiten wieder legen, sollte dies auch Auswirkungen auf den weiteren Strompreisverlauf haben. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.
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