Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis wieder nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel. Danach stieg der Rohölpreis bis zum 23. Mai 2018 auf 79,80 US-Dollar pro Barrel, fiel aber zum 31. Mai 2018 wieder leicht auf 77,59 US-Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen zeigt tatsächlich seine Wirkung. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) zum 30. März 2018 auf 425,3 Millionen Barrel gesunken, zum 31. Mai 2018 aber mittlerweile wieder auf 434,5 Millionen Barrel gestiegen. In der letzten Zeit entgleitet aber der Opec immer mehr die Kontrolle über die Preisentwicklung, da die Rohölpreise ein Niveau erreicht haben, dass auch von den Opec-Ländern nicht gewollt ist, da zu hohe Rohölpreise zu einem akuten Nachfragerückgang führen würden. Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Und genau da liegt das Problem. Die amerikanische Ölproduktion lag im Mai 2018 bei 10,8 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Auch die russische Ölproduktion lag im Mai 2018 wieder bei 11,0 Millionen Barrel pro Tag. Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,0 Millionen Barrel pro Tag.
Die US-Energiebehörde Energy Information Administration (EIA) erwartet bis Ende 2018 einen weiteren Produktionsanstieg in den USA auf ca. 11,0 Millionen Barrel pro Tag, womit ein Großteil des von der US-Energiebehörde (EIA) geschätzten globalen Anstiegs der globalen Ölnachfrage gedeckt wäre. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen am Ölmarkt wird der Produktionsanstieg der amerikanischen Ölförderer unter Umständen aber weit höher ausfallen. Wobei die International Energy Agency (IEA) ihre weltweite Prognose für das Nachfragewachstum im laufenden Jahr um 40.000 Barrel auf 1,4 Millionen Barrel pro Tag reduziert hat. Zugleich wurde aber auch die Wachstumsprognose für das Rohölangebot außerhalb der Opec um 85.000 Barrel auf 1 87 Millionen Barrel pro Tag angehoben. Dies ist, wie bereits beschrieben, eine Folge des höheren Preisniveaus, das Förderer insbesondere aus den USA dazu veranlasst, ihre Produktion vermehrt auszuweiten. Das Aufkündigen des Atomabkommens mit dem Iran am 08.Mai 2018 durch Trump erhöht die preislichen Unsicherheiten noch mehr, und könnte zu einem Preistreiber werden. Auch die Opec-Sitzung am 22. Juni 2018 führt zu einigen Unsicherheiten, da die Positionen der einzelnen Opec-Länder sehr unterschiedlich sind. So will Saudi-Arabien seine Ölförderung zusätzlich zur normalen saisonalen Erhöhung der Ölförderung nochmals anheben. Auch Russland als Nicht-Opec-Gesprächspartner erwägt eine entsprechende Fördererhöhung. Hintergrund sind die möglichen Export-Einschränkungen des Iran aufgrund der Kündigung des Atomabkommens durch Trump. Auf der anderen Seite wirft Trump den Opec-Ländern Preistreiberei vor. So hat der Ölpreis nach dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen am 23. Mai 2018 bei 79,80 US-Dollar pro Barrel ein neues Mehrjahreshoch erklommen. Hinzu kommen die erheblichen Produktionsausfälle in Venezuela. Venezuela ist das ölreichste Land auf der Welt, die Ölproduktion ist aber aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation fast komplett zusammengebrochen.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count stieg im Mai 2018 wieder leicht an. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende April 2018 betrug der Wert weltweit 2.087. Ende Mai 2018 stieg der Wert wieder leicht auf 2.096. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. In den USA ist ein deutlicher Anstieg der Förderanlagen von 1.011 (Ende April 2018) auf 1.046 (Ende Mai 2018) zu verzeichnen. In Kanada dagegen ist die Zahl der Förderanlagen weiter von 98 (Ende April 2018) auf 83 (Ende Mai 2018) gesunken, wobei dieser Rückgang der März- zur April- und Maiproduktion in den letzten Jahren immer zu verzeichnen war. Im asiatischen Pazifikraum ist wieder ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 209 (Ende April 2018) auf 218 (Ende Mai 2018) zu verzeichnen. Im Mittleren Osten ist auch wieder ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 398 (Ende April 2018) auf 401 (Ende Mai 2018) zu verzeichnen. In Lateinamerika ist Zahl der Förderanlagen von 189 (Ende April 2018) wieder auf 174 (Ende Mai 2018) leicht gesunken.
Aufgrund des aktuell recht hohen Ölpreisniveaus und der sich zuspitzenden weltweiten Handelskonflikte, könnte ein kurzfristiger Nachfragerückgang zu vermehrten Unsicherheiten führen. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.
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