Entwicklung des Ölpreises im Juni 2018 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu.
In der Folge gab der Rohölpreis wieder nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel.
Danach stieg der Rohölpreis bis zum 23. Mai 2018 auf 79,80 US-Dollar pro Barrel, fiel aber zum 30. Juni 2018 wieder leicht auf 77,44 US-Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen zeigt tatsächlich seine Wirkung.
So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) zum 30. Juni 2018 mittlerweile auf 417,8 Millionen Barrel gesunken.
In der letzten Zeit entgleitet aber der Opec immer mehr die Kontrolle über die Preisentwicklung, da die Rohölpreise ein Niveau erreicht haben, dass auch von den Opec-Ländern nicht gewollt ist, da zu hohe Rohölpreise zu einem akuten Nachfragerückgang führen würden.
Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern.
Und genau da liegt das Problem.
Die amerikanische Ölproduktion lag im Juni 2018 mittlerweile bei 10,9 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist.
Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,0 Millionen Barrel pro Tag.
Die US-Energiebehörde Energy Information Administration (EIA) erwartet bis Ende 2018 einen weiteren Produktionsanstieg in den USA auf ca. 11,0 Millionen Barrel pro Tag, womit ein Großteil des von der US-Energiebehörde (EIA) geschätzten globalen Anstiegs der globalen Ölnachfrage gedeckt wäre.
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen am Ölmarkt wird der Produktionsanstieg der amerikanischen Ölförderer unter Umständen aber weit höher ausfallen.
Die Opec-Länder produzieren mittlerweile auch wieder 31,9 Millionen Barrel pro Tag, wobei Saudi-Arabien wieder mehr als 10 Millionen Barrel pro Tag fördert und somit entstandene Lieferausfälle in Libyen und Venezuela ausgleicht.
In Libyen wurden nach Kämpfen an den wichtigen Öl-Häfen, die Öllieferungen vorübergehend eingestellt.
China versucht derzeit Venezuela finanziell unter die Arme zu greifen.
So wurden dem Vernehmen nach Kredite von 5 Milliarden US-Dollar in das Land gepumpt, um die Ölförderung wieder anzuschieben.
Venezuela ist das ölreichste Land auf der Welt, die Ölproduktion ist aber aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation fast komplett zusammengebrochen.
Auch die russische Ölproduktion lag im Mai 2018 wieder bei 11,0 Millionen Barrel pro Tag.
Wobei die International Energy Agency (IEA) ihre weltweite Prognose für das Nachfragewachstum im laufenden Jahr um 40.000 Barrel auf 1,4 Millionen Barrel pro Tag reduziert hat.
Zugleich wurde aber auch die Wachstumsprognose für das Rohölangebot außer-halb der Opec um 85.000 Barrel auf 1,87 Millionen Barrel pro Tag angehoben.
Dies ist, wie bereits beschrieben, eine Folge des höheren Preisniveaus, das Förderer insbesondere aus den USA dazu veranlasst, ihre Produktion vermehrt auszuweiten.
Das Aufkündigen des Atomabkommens mit dem Iran am 08.Mai 2018 durch Trump erhöht die preislichen Unsicherheiten noch mehr, und könnte zu einem Preistreiber werden.
Auch die Opec-Sitzung am 22. Juni 2018 führte zu keiner nennenswerten Entspannung am Ölmarkt.
Es wurden zwar Fördererhöhungen von 600.000 Barrel pro Tag beschlossen, aber keine Aufteilung auf die einzelnen Förderländer vorgenommen.
Hintergrund sind die möglichen Export-Einschränkungen des Iran aufgrund der Kündigung des Atomabkommens durch Trump.
Auf der anderen Seite wirft Trump den Opec-Ländern Preistreiberei vor.
So sprach Trump Ende Juni mit Vertretern Saudi-Arabiens über weitergehende Fördererhöhungen, die über die Beschlüsse der vorangegangen Opec-Sitzung hinausgehen würden.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count stieg im Juni 2018 wieder leicht an.
Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt.
Ende Mai 2018 betrug der Wert weltweit 2.096.
Ende Juni 2018 stieg der Wert wieder leicht auf 2.152.
Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918.
In den USA ist ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 1.046 (Ende Mai 2018) auf 1.056 (Ende Juni 2018) zu verzeichnen.
In Kanada ist die Zahl der Förderanlagen auch wieder von 83 (Ende Mai 2018) auf 137 (Ende Juni 2018) gestiegen.
Im asiatischen Pazifikraum ist wieder ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 218 (Ende Mai 2018) auf 215 (Ende Juni 2018) zu verzeichnen.
Im Mittleren Osten ist auch wieder ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 401 (Ende Mai 2018) auf 392 (Ende Juni 2018) zu verzeichnen.
In Lateinamerika ist Zahl der Förderanlagen von 174 (Ende Mai 2018) wieder auf 180 (Ende Juni 2018) leicht gestiegen.
Aufgrund des aktuell recht hohen Ölpreisniveaus und der sich zuspitzenden weltweiten Handelskonflikte, könnte ein kurzfristiger Nachfragerückgang zu vermehrten Unsicherheiten führen.
So importiert China offensichtlich weniger Rohöl auf den Weltmärkten.
Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.

 

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Stefan Zumpe

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