Entwicklung des Ölpreises im Dezember 2016 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ bewegte sich nach dem historischen Tief am 28. Januar 2016 bei 28,79 US-Dollar pro Barrel seit April bis Ende November letzten Jahres innerhalb eines Bandes von 42,00 bis 53,00 US-Dollar pro Barrel. Am 01. Dezember 2016 brach der Rohölpreis aus diesem Band nach oben aus, erreichte am 12. Dezember 2016 einen temporären Höchstwert von 57,19 US-Dollar pro Barrel und verharrte bis zum 30. Dezember auf diesem Niveau bei 56,71 US-Dollar pro Barrel.

Der Preisanstieg ist auf die Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 zurückzuführen, wonach die Opec-Länder im Nachgang zur ordentlichen Opec-Sitzung in Wien überraschenderweise bekanntgaben, die Fördermengen tatsächlich um 1,2 Millionen Barrel pro Tag auf 32,5 Millionen Barrel pro Tag kürzen zu wollen. Diese Vereinbarung gilt vorerst für ein halbes Jahr, danach wird erneut über die Ölfördermengen entschieden.

Den größten Anteil leistet Saudi-Arabien, wobei eine detaillierte Aufteilung der einzelnen Förderkürzungen nicht veröffentlicht wurde.

Auch der Irak stimmte überraschenderweise der Förderkürzung zu, förderte im Dezember 2016 aber auf einem Rekordniveau von 3,51 Millionen Barrel pro Tag.

Dem Iran wurde angeboten, seine Fördermenge nahe seines eigenen Förderzieles bei 3,9 Millionen Barrel pro Tag einzufrieren.

So könnte tatsächlich ein vorübergehendes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage entstehen. Im Gegensatz zu den Bestrebungen der Förderkürzungen verharrte die Ölfördermenge der Opec-Länder im Dezember 2016 nach offiziellen Angaben bei 34,2 Millionen Barrel pro Tag, weshalb die Fördermengen tatsächlich um 1,7 Millionen Barrel pro Tag gekürzt werden müssten, um die angestrebten 32,5 Millionen Barrel pro Tag zu erreichen.

Die tatsächlichen Ölfördermengen liegen aber weit über den offiziell bekanntgegebenen, eine Tatsache, welche die zu erwartenden Auswirkungen schwer abschätzen lässt. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass jedes einzelne Förderland auf seine eigenen Vorteile bedacht ist und festgelegte Fördermengen einfach ignoriert werden, da diese auch nicht kontrolliert werden können.

Allen voran sorgt Saudi-Arabien selbst immer wieder für Verwirrungen am Markt, so senkte das Land nochmals den Preis für Öllieferungen in den asiatischen Raum.

Auch Nicht-Opec-Länder wie Russland, Mexiko, Aserbaidschan, Kasachstan, Bahrain, Bolivien, Oman und der Sudan beteiligen sich nach eigenen Aussagen an den Förderkürzungen. Insgesamt haben sich mehr als 20 Länder bereit erklärt, weniger Öl zu fördern.

Die Unternehmen der Fracking-Industrie in den USA beobachten die aktuellen Entwicklungen sehr genau, da die Ölpreise in diesem Zusammenhang auf ein interessantes Einstiegsniveau gestiegen sind und Absicherungsgeschäfte für dortige Förderungen immer interessanter werden.

Auch der neu gewählte US-amerikanische Präsident Donald Trump kündigte bereits an, aktuell bestehende Auflagen für die Fracking-Industrie streichen zu wollen. Donald Trump setzt offensichtlich auf eine Ausweitung des inländischen Ölangebotes, um Abhängigkeiten von Ölimporten verringern und die Ölpreise beeinflussen zu können.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count legte im Dezember weiter zu. Diese Kennzahl beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt.

Die Ausgaben der Ölförderer werden wieder verstärkt angehoben, Investitionen in Förder- und Anlagentechnik mittel- und langfristig geplant. Ende Dezember 2016 betrug der Wert weltweit 1.772. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 noch 3.309 und Ende November 2016 noch 1.678. Allein in den USA ist ein erneuter Anstieg der Förderanlagen von 580 (Ende November 2016) auf 634 (Ende Dezember 2016) zu verzeichnen. Auch in Kanada ist ein erneuter Anstieg der Förderanlagen von 173 (Ende November 2016) auf 209 (Ende Dezember 2016) zu verzeichnen.

Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich diese Entwicklung sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen US-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell wieder angefahren werden können. Damit entwickelt sich die US-amerikanischen Fracking-Industrie tatsächlich nachhaltig zum sogenannten Swing-Produzenten. Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise bis in die eingangs erwähnten Regionen um die 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen.

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Stefan Zumpe

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