Entwicklung des Ölpreises im Januar 2017 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel, verharrte auf diesem Niveau und schloss am 31. Januar bei 55,78 US-Dollar pro Barrel. Die Vereinbarung der Opec-Länder vom 30. November 2016 scheint auf den ersten Blick wirklich zu halten. Die Opec-Länder hatten im Nachgang zur ordentlichen Opec-Sitzung in Wien damals bekanntgaben, die Fördermenge um 1,2 Millionen Barrel pro Tag auf 32,5 Millionen Barrel pro Tag kürzen zu wollen. Diese Vereinbarung soll vorerst für ein halbes Jahr gelten, danach soll erneut über die Ölfördermengen entschieden werden. Mit dieser Vereinbarung soll ein vorübergehendes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage entstehen.

Im Gegensatz zu den Bestrebungen der Förderkürzungen verharrte aber die Ölfördermenge der Opec-Länder im Dezember 2016 nach offiziellen Angaben bei 34,2 Millionen Barrel pro Tag, weshalb die Fördermengen tatsächlich um 1,7 Millionen Barrel pro Tag gekürzt werden müssten, um die angestrebten 32,5 Millionen Barrel pro Tag zu erreichen. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass jedes einzelne Förderland auf seine eigenen Vorteile bedacht ist und festgelegte Fördermengen einfach ignoriert werden, da diese auch nicht kontrolliert werden können.

Insgesamt haben sich mehr als 20 Länder bereit erklärt, weniger Öl zu fördern, auch außerhalb der Opec. In der Zwischenzeit haben wir immer wieder Aussagen zu vereinzelten Förderkürzungen wahrnehmen können. Überprüfen und bestätigen lassen sich diese Aussagen und die Umsetzung der Förderkürzungen aber nicht. In einer von Bloomberg veröffentlichten Schätzung wurde die Fördermenge bisher tatsächlich nur um 840.000 Barrel pro Tag gesenkt.

Libyen und Nigeria förderten im Januar sogar erheblich mehr als in den Vormonaten. Somit ist nicht wirklich weniger Öl im Umlauf. Die Förderquellen des Rohöls verschieben sich aber derzeit weltweit.

Die Unternehmen der Fracking-Industrie in den USA beobachten die aktuellen Entwicklungen sehr genau, da die Ölpreise in diesem Zusammenhang auf ein interessantes Einstiegsniveau gestiegen sind und Absicherungsgeschäfte für dortige Förderungen immer interessanter werden. Der neu gewählte us-amerikanische Präsident Donald Trump setzte bereits erste Wahlversprechen um, genehmigte mittlerweile zwei umstrittene Öl-Pipelines und lockerte weitere Kohle- und Ölrestriktionen, die noch unter Obama verhängt wurden. Offensichtlich setzt er tatsächlich auf eine Ausweitung des inländischen Öl- und Kohleangebotes, um Abhängigkeiten von Importen verringern und die Preise beeinflussen zu können.

Donald Trump geht sogar gedanklich schon einen Schritt weiter. Er möchte die USA völlig energieautark gestalten, die ersten Dekrete hat er ja bereits dafür erlassen. Die USA könnte sich so schneller als gedacht zum Öl-Exporteur entwickeln.

Das werden wiederum auch die Opec-Länder sehr genau beobachten, da diese Entwicklung für sie gefährlich werden könnte. Die aktuell beschlossenen Förderkürzungen der Opec-Länder könnten vor diesem Hintergrund schnell wieder zurückgenommen oder erst gar nicht vollständig umgesetzt werden. Ein zu hoher Ölpreis würde die Entwicklungen in den USA beschleunigen und wäre Gift für alle anderen Ölförderländer, deren Haushalte zwar kurzzeitig von der Preissituation profitieren, langfristig aber keine Rolle mehr auf dem Weltmarkt spielen würden.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count legte im Januar 2017 weiter zu. Diese Kennzahl beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Die Ausgaben der Ölförderer werden wieder verstärkt angehoben, Investitionen in Förder- und Anlagentechnik mittel- und langfristig geplant. Ende Januar 2017 betrug der Wert weltweit 1.918. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Dezember 2016 1.772.

Allein in den USA ist ein erneuter Anstieg der Förderanlagen von 634 (Ende Dezember 2016) auf 683 (Ende Januar 2017) zu verzeichnen. Auch in Kanada ist ein erneuter Anstieg der Förderanlagen von 209 (Ende Dezember 2016) auf 302 (Ende Januar 2017) zu verzeichnen.

Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich diese Entwicklung sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell wieder angefahren werden können. Die US-Rohölproduktion soll noch in diesem Jahr auf über 9,0 Millionen Barrel pro Tag ansteigen. Damit entwickelt sich die us-amerikanischen Fracking-Industrie tatsächlich nachhaltig zum sogenannten Swing-Produzenten.

Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise Anfang letzten Jahres bekanntermaßen unter 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen.

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