Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel, verharrte auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität und fiel zum 31. März wieder auf 52,83 US-Dollar pro Barrel.
Anfang des Jahres 2017 lagen die Opec-Fördermengen laut IEA-Monatsberichten bei erstaunlichen aber zu hinterfragenden 32,1 Millionen Barrel pro Tag, wobei Saudi-Arabien den Großteil der Kürzungsmengen übernommen hatte. Wie lange Saudi-Arabien dazu bereit sein wird, wird sich zeigen.
Mit der Disziplin der einzelnen Opec-Länder bzgl. des Kürzungsbeschlusses ist es nämlich nicht weit her, wie z.B. im Irak, im Iran und in Venezuela. Gerade in Venezuela spitzt sich die volkswirtschaftliche Lage dramatisch zu. Das Land steuert offensichtlich dem größten Staatsbankrott aller Zeiten entgegen und ist auf die Öllieferungen angewiesen.
Nach zwischenzeitlichen Lieferprobleme in Libyen verkündete der Chef der nationalen libyschen Ölgesellschaft, Mustafa Sanalla, dass die derzeitige Ölproduktion von 700.000 Barrel pro Tag bis Ende August auf 1,1 Millionen Barrel pro Tag erhöht werden könnte.
Auch der Iran will seine Ölproduktion bis Mitte April auf 4 Millionen Barrel pro Tag erhöhen. Auf der anderen Seite sind immer wieder Äußerungen zu einer möglichen Verlängerung der beschlossenen Förderkürzungen zu vernehmen.
Wenn man die offiziellen Angaben der US-Lagerbestände verfolgt, muss man wiederum feststellen, dass diese nach wie vor angestiegen sind, Anfang März waren es 520 Millionen Barrel und mittlerweile ist ein neues Rekordniveau von 528 Millionen Barrel erreicht. Somit ist nicht wirklich weniger Öl im Umlauf. Die Förderquellen des Rohöls verschieben sich aber derzeit weltweit deutlich.
Die Unternehmen der Fracking-Industrie in den USA beobachten die aktuellen Entwicklungen sehr genau, da die Ölpreise in diesem Zusammenhang auf ein interessantes Einstiegsniveau gestiegen sind und Absicherungsgeschäfte für dortige Förderungen immer interessanter werden. Die USA könnte sich so schneller als gedacht zum Öl-Exporteur entwickeln.
Das werden wiederum auch die Opec-Länder sehr genau beobachten, da diese Entwicklung für sie gefährlich werden könnte. Die aktuell beschlossenen Förderkürzungen der Opec-Länder könnten vor diesem Hintergrund schnell wieder zurückgenommen werden.
Ein zu hoher Ölpreis würde die Entwicklungen in den USA beschleunigen und wäre Gift für alle anderen Ölförderländer, deren Haushalte zwar kurzzeitig von der Preissituation profitieren, langfristig aber keine Rolle mehr auf dem Weltmarkt spielen würden. Die US-Energiebehörde hatte Ende Februar neue Prognosen zur Entwicklung der amerikanischen Ölproduktion bekanntgegeben. So soll die amerikanische Ölproduktion bis Ende 2017 auf ca. 9.2 Millionen Barrel pro Tag und bis Ende 2018 auf ca. 10,0 Millionen Barrel pro Tag steigen. Die amerikanische Ölproduktion lag Anfang März bei 9,03 Millionen Barrel pro Tag, aktuell sind es bereits 9,20 Millionen Barrel pro Tag.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count fiel im März 2017 aufgrund von Produktionsausfällen etwas zurück. Diese Kennzahl beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt.
Die Ausgaben der Ölförderer werden wieder verstärkt angehoben, Investitionen in Förder- und Anlagentechnik mittel- und langfristig geplant. Ende Februar 2017 betrug der Wert weltweit 2.027. Ende März fiel der Wert aufgrund vermehrter Produktionsausfälle in Kanada auf 1.985 zurück. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918.
Allein in den USA ist ein erneuter Anstieg der Förderanlagen von 744 (Ende Februar 2017) auf 789 (Ende März 2017) zu verzeichnen.
In Kanada ist ein ausfallbedingter Rückgang der Förderanlagen von 342 (Ende Februar 2017) auf 253 (Ende März 2017) zu verzeichnen.
Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich diese Entwicklung trotz der Produktionsausfälle in Kanada sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell wieder angefahren werden können.
Damit entwickelt sich die us-amerikanischen Fracking-Industrie tatsächlich nachhaltig zum sogenannten Swing-Produzenten und beeinflusst die weltweiten Marktpreise damit erheblich. Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise Anfang letzten Jahres bekanntermaßen unter 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen. Eine ähnliche Entwicklung ist in näherer Zukunft nicht auszuschließen, unter den aktuellen Vorzeichen ja sogar immer wahrscheinlicher.
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