Entwicklung des Ölpreises im Mai 2017 und Ausblick

Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel, verharrte auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität und fiel zum 31. Mai 2017 wieder auf 50,31 US-Dollar pro Barrel. Anfang des Jahres 2017 lagen die Opec-Fördermengen laut IEA-Monatsberichten bei erstaunlichen aber zu hinterfragenden 32,1 Millionen Barrel pro Tag, wobei Saudi-Arabien den Großteil der Kürzungsmengen übernommen hatte.

In Venezuela spitzte sich derweil die volkswirtschaftliche Lage immer weiter zu. Das Land steuert offensichtlich dem größten Staatsbankrott aller Zeiten entgegen und ist auf seine Öllieferungen angewiesen. Die Situation in Venezuela ist insofern von besonderer Bedeutung, da das Land über die größten Ölreserven weltweit verfügt. Aufgrund der volkswirtschaftlichen Lage in Venezuela werden immer mehr Ölvorkommen ausgebeutet, um die dringend benötigten Staatseinnahmen gewährleisten zu können.
Auf der anderen Seite wurden Anfang Mai die Signale der Opec zu einer Verlängerung der beschlossenen Förderkürzungen auf 31,5 Millionen Barrel pro Tag immer deutlicher.

Am 25. Mai 2017 beschlossen dann auch die Opec-Länder gemeinsam mit Nicht-Opec-Ländern, wie z.B. Russland, die Verlängerung der Förderkürzungen bis zum Ende des ersten Quartales 2018.
Wobei Saudi-Arabien und Brasilien erstmal die Fördermengen saisonbedingt erhöhten. Auch Libyen und Nigeria erhöhten die Fördermengen wegen der stabiler werdenden politischen Lage in beiden Ländern. Daher stieg die Ölförderung der Opec wieder auf 32,2 Millionen Barrel pro Tag an.

Wenn man die offiziellen Angaben der US-Lagerbestände verfolgt, muss man wiederholt feststellen, dass diese nach wie vor angestiegen sind. Somit ist nach wie vor nicht wirklich weniger Öl im Umlauf.
Die Förderquellen des Rohöls verschieben sich immer schneller und deutlicher in Richtung amerikanischer Herkunft. So sollte die amerikanische Ölproduktion bis Ende 2017 auf ca. 9,2 Millionen Barrel pro Tag und bis Ende 2018 auf ca. 10,0 Millionen Barrel pro Tag steigen. Die amerikanische Ölproduktion lag aber Anfang Mai schon bei knapp 9,3 Millionen Barrel pro Tag, aktuell sind es bereits mehr als 9,3 Millionen Barrel pro Tag. Was die Preise auch deutlich unter Druck setzte.

Spekulative Finanzanleger ziehen sich derzeit vermehrt aus dem Ölmarkt zurück und suchen andere Anlageklassen. Offensichtlich hoffte man, dass die Opec am 25. Mai 2017 nicht nur eine Verlängerung der Förderkürzungen sondern auch weitere Kürzungsmaßnahmen beschließen würde. Zwischenzeitlich gab es zwar immer mal wieder einzelne Wochen mit einem zu verzeichnenden Lagerabbau der US-Rohölbestände. Im übergeordneten Trend nehmen die US-Rohölbestände aber nach wie vor weiter zu. Für eine überraschende Botschaft sorgte US-Präsident Trump mit der Willensbekundung, die US-Rohölbestände halbieren zu wollen und auch in der Arktis nach Öl bohren zu wollen. Damit würden in kürzester Zeit Unmengen an Öl zusätzlich in Umlauf gebracht werden, wodurch die Ölpreise schockartig zusammenbrechen würden. Bleibt abzuwarten, was wirklich aus dieser Absicht wird.

Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count legte in den Regionen im Mai 2017 weiter zu, einzig in Kanada sind nach wie vor ausfallbedingte Rück-gänge zu verzeichnen. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Die Ausgaben der Ölförderer werden wieder verstärkt angehoben, Investitionen in Förder- und Anlagentechnik mittel- und langfristig geplant. Ende April 2017 betrug der Wert weltweit 1.917. Ende Mai stieg der Wert trotz der weiter zu verzeichnenden Produktionsausfälle in Kanada auf 1.935. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918.

Allein in den USA ist ein erneuter Anstieg der Förderanlagen von 853 (Ende April 2017) auf 893 (Ende Mai 2017) zu verzeichnen. In Kanada ist ein weiterer Rückgang der Förderanlagen von 108 (Ende April 2017) auf 85 (Ende Mai 2017) zu verzeichnen. Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich die Entwicklung der Ausweitung der Förderquellen trotz der Produktionsausfälle in Kanada sehr wahrscheinlich maßgeblich beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell angefahren werden können und ständig neue hinzukommen.

Damit hat sich die us-amerikanische Fracking-Industrie nachhaltig zum sogenannten Swing-Produzenten und damit zum Taktgeber der Ölproduzenten entwickelt und beeinflusst die weltweiten Marktpreise somit erheblich. Diese Situation stellte sich bereits in den Jahren 2014 und 2015 ein, wodurch die Ölpreise Anfang letzten Jahres bekanntermaßen unter 30,00 US-Dollar pro Barrel fielen. Eine ähnliche Entwicklung ist in näherer Zukunft nicht auszuschließen, unter den aktuellen Vorzeichen ja sogar immer wahrscheinlicher. Am 01.Juni 2017 kündigte US-Präsident Trump die Teilnahme der USA am Pariser Klimaabkommen auf, was für einige Unruhe bei den teilnehmenden Staaten sorgte.

Selbst die eigentlich aufatmende Ölindustrie stellte sich gegen die Entscheidung, da sich bereits getätigte Investitionen in einen Energieträgerwechsel in Luft auflösen würden. Die damit einhergehenden Signale für die vom Klimawandel betroffenen Regionen und auch die Weltwirtschaft sind katastrophal.

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