Nach dem letztjährigen Höchststand des Strompreises am 30. Dezember 2016 bei 31,36 EUR/MWh sank der Cal-18-Kontrakt Base am 27. März auf 28,01 EUR/MWh, stieg wieder auf ein Niveau von 31,00 EUR/MWh, verharrte auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität und schloss zum 31. Juli 2017 bei 31,49 EUR/MWh.
Die jahreszeitlich bedingten Temperaturanstiege, höhere Wind- und Photovoltaikeinspeisungen sorgten seit Ende März 2017 für etwas Entspannung bei den Strompreisen. Im Mai, Juni und Juli entwickelten sich die Temperaturen aber deutlich oberhalb des langjährigen Mittels, was zu höheren Strombedarfen führte und die Strompreise nach oben trieb.
Schon bei einem kurzen Blick auf den Preisverlauf der Kohle fällt auf, dass dieser dem des Strompreisverlaufs sehr stark ähnelt. Eine Korrelationsanalyse würde sehr nahe 1 verlaufen. Womit der Rückschluss naheliegt, dass die Strompreis, abgesehen von Wettereinflüssen sehr stark von der Entwicklung des Kohlepreises abhängt. Da die Kohlepreise in letzter Zeit stetig gestiegen sind, haben diese den Strompreis mitgezogen und zu einem genauso stetigen Anstieg verholfen.
Am 07. Juli 2017 wurde das Kernkraftwerk Isar II für eine Überprüfung vom Netz genommen, was zu kurzzeitigen Stromengpässen führte, da das Kernkraftwerk ungefähr 12 Prozent des Strombedarfs von Bayern produziert.
Am 10. Juli 2017 verlautbarte der französische Umweltminister, dass Frankreich in den kommenden acht Jahren bis zu 17 der 58 bestehenden Atomreaktoren abschalten würde, um die Ziele des französischen Energiewende-Gesetzes erreichen zu können. Frankreich möchte den Anteil der Atomkraft an der Stromproduktion bis 2025 von derzeit etwa 75 Prozent auf 50 Prozent senken. Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel, da die Atomkraft in Frankreich sehr viele Befürworter hat und als saubere Energieerzeugung gesehen wird.
In der Diskussion um eine Strompreiszonen-Trennung zwischen Deutschland und Österreich konnte Mitte Mai 2017 offensichtlich ein Kompromiss gefunden werden. Der grenzüberschreitende Stromhandel an der deutsch-österreichischen Grenze wird ab Oktober 2018 eingeschränkt, aber nicht eingestellt. Im Gegenzug hat sich Österreich bereit erklärt, Erzeugungskapazitäten für deutsche Übertragungsnetzbetreiber bereitzuhalten, die diese in Engpasssituationen kostenpflichtig abrufen dürfen. Welche preislichen Konsequenzen sich am Strommarkt einstellen werden, bleibt abzuwarten.
Tendenziell sollte die deutsche Strompreiszone von dieser Einschränkung profitieren können, da die teuren Redispatch-Maßnahmen und das Engpassmanagement an der deutsch-österreichischen Grenze teilweise damit zurückgehen könnten. Grund für diese einschneidende Abgrenzung ist der schleppende Netzausbau vom stromerzeugenden Norden zum stromverbrauchenden Süden Deutschlands. Für den europäischen Strommarkt allerdings bedeutet die Strompreiszonen-Trennung eher einen Rückschritt. Die Leipziger Strombörse EEX hatte schon darauf reagiert und zum 25. April 2017 einen reinen innerdeutschen Strom-Future eingeführt.
Auf der anderen Seite gab es bereits im Juni Gespräche des deutschen und des dänischen Ministeriums für Wirtschaft und Energie bezüglich einer Stärkung des grenzüberschreitenden Stromhandels an der dänisch-deutschen Grenze. Dafür sollen in der nächsten Zeit schrittweise Netzengpässe beseitigt und entsprechend Leitungskapazitäten ausgebaut werden.
Anfang Juli 2017 gab der Energieversorger EnBW und seine Tochtergesellschaft TransnetBW bekannt, dass das Stromprojekt Ultranet auf einem guten Weg ist. Das Stromprojekt Ultranet soll den Strom von der Nordseeküste bis nach Phlippsburg in Süddeutschland bringen, da dort auf Basis des ehemaligen Atomkraftwerkes ein starker Netzknoten vorhanden ist, der die Energiemengen aufnehmen und verteilen kann. Dazu wird auch ein neues Umspannwerk mit einem Konverter am Standort des ehemaligen Atomkraftwerkes Philippsburg gebaut, das den über die Gleichstromleitung Ultranet vom Norden transportierten Strom wieder in Wechselstrom umwandeln soll. Der geplante Konverter soll bis zum Jahr 2022 fertiggestellt sein.
Auch das Projekt NordLink, mit dem die Strommärkte Norwegens und Deutschlands miteinander verbunden werden sollen schreitet mit großen Schritten voran. Mit dem Stromkabel, dass beide Länder dann verbindet, soll ab dem Jahr 2020 Strom aus erneuerbaren Energiequellen ausgetauscht werden. Somit rückt der europäische Gedanke, Norwegen mit seinen großen Wasserkraftwerken als Pufferbatterie für die europäischen Strommärkte zu nutzen, immer näher. Das Kabel wird eine Kapazität von 1.400 Megawatt haben und bei Büsum anlanden. Eine derartige Verbindung existiert bereits zwischen Norwegen und den Niederlanden. Ein weiteres Kabel soll später nach Großbritannien gelegt werden.
Ende Juli haben sich acht europäische Übertragungsnetzbetreiber auf eine gemeinsame Plattform für Sekundärregelenergie verständigt. Das daraus entstandene Projekt „Platform for the International Coordination of the Automatic frequency restoration process and Stable System Operation“ (Picasso) soll bis zum Jahr 2020 entwickelt werden.Die Bundesnetzagentur hat auch der Errichtung von Gaskraftwerken durch die Übertragungsnetzbetreiber in Süddeutschland zugestimmt. Die Gaskraftwerke sollen zur Wahrung der Versorgungssicherheit eingesetzt werden. So wurden auch die beiden Blöcke 4 und 5 des Gaskraftwerkes Irsching als weiterhin systemrelevant eingestuft und dürfen nicht abgeschaltet werden.
Österreichs größter Energiekonzern, die Verbund AG, meldete für das zweite Quartal 2017 Rückgänge bei der Stromproduktion aufgrund sehr niedriger Wasserpegel in den Alpen.Seit Ende Juli spitzt sich der Nordkorea-Konflikt weiter zu. Nordkorea ist ein wichtiger Kohlelieferant für China aber auch für den Weltmarkt. Aufgrund der Verschärfung der eh schon existierenden Handelsbeschränkungen können auch Auswirkungen auf den Kohle- und damit auch auf den Strommarkt nicht ausgeschlossen werden. Das könnte auch einer der Gründe für die aktuell stetig steigenden Strompreise sein.
Aktuell stehen deshalb die Anzeichen eher für kurzfristig steigende Strompreise. Sollten die Kohlepreise ihre aktuelle spekulativ getriebene Aufwärtsbewegung verlassen, wird das auch Auswirkungen auf den weiteren Strompreisverlauf haben.
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Stefan Zumpe