Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis wieder nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel. Zum 30. April 2018 stieg der Rohölpreis aber wieder auf 75,17 US-Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen zeigt in den letzten Monaten tatsächlich seine Wirkung. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) zum 30. März 2018 auf 425,3 Millionen Barrel gesunken, zum 30. April 2018 aber mittlerweile wieder auf 429,7 Millionen Barrel gestiegen. In der letzten Zeit entgleitet der Opec immer mehr die Kontrolle über die Preisentwicklung, da die Rohölpreise ein Niveau erreicht haben, dass auch von den Opec-Ländern nicht gewollt ist, da zu hohe Rohölpreise zu einem akuten Nachfragerückgang führen würden. Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Und genau da liegt das Problem.
Die amerikanische Ölproduktion lag im April 2018 bei 10,6 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Auch die russische Ölproduktion lag im April 2018 bei 11,00 Millionen Barrel pro Tag. Die amerikanischen Fracking-Anlagen produzieren auch aufgrund der technologischen Fortschritte in der letzten Zeit auf immer günstigerem Niveau, mittlerweile sollen wohl bereits Ölpreise oberhalb von 30,00 US-Dollar pro Barrel auskömmlich sein. Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,0 Millionen Barrel pro Tag. Die US-Energiebehörde Energy Information Administration (EIA) erwartet bis Ende 2018 einen weiteren Produktionsanstieg in den USA auf ca. 11,0 Millionen Barrel pro Tag, womit ein Großteil des von der US-Energiebehörde (EIA) geschätzten globalen Anstiegs der globalen Ölnachfrage gedeckt wäre. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen am Ölmarkt wird der Produktionsanstieg unter Umständen weit höher ausfallen.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count sank im April 2018 wieder etwas deutlicher. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende März 2018 betrug der Wert weltweit 2.179. Ende April 2018 sank der Wert wieder auf 2.087. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. In den USA ist ein deutlicher Anstieg der Förderanlagen von 989 (Ende März 2018) auf 1.011 (Ende April 2018) zu verzeichnen. In Kanada dagegen ist die Zahl der Förderanlagen deutlich von 218 (Ende März 2018) auf 98 (Ende April 2018) gesunken, wobei dieser Rückgang der März- zur Aprilproduktion in den letzten Jahren immer zu verzeichnen war. Im asiatischen Pazifikraum ist wieder ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 204 (Ende März 2018) auf 209 (Ende April 2018) zu verzeichnen. Im Mittleren Osten ist die Zahl der Förderanlagen bei 398 (Ende April 2018) nahezu gleichgeblieben. In Lateinamerika ist Zahl der Förderanlagen von 193 (Ende März 2018) wieder auf 189 (Ende April 2018) leicht gesunken.
Aufgrund des aktuell recht hohen Ölpreisniveaus und weiter steigender Tendenzen, könnte ein kurzfristiger Nachfragerückgang zu vermehrten Unsicherheiten führen. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.
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