Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis wieder nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel. Zum 31. Januar 2018 stieg der Rohölpreis wieder auf 69,05 US-Dollar pro Barrel, fiel zum 12. Februar 2018 wieder auf 62,59 US-Dollar pro Barrel, stieg aber zum 28. Februar 2018 wieder auf 65,78 US-Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen zeigt mittlerweile tatsächlich seine Wirkung. Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Die amerikanische Ölproduktion lag im Januar 2018 bei 10,25 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Die Opec rechnet im Jahr 2018 mit einer weltweiten Ölproduktion von 98,6 Millionen Barrel pro Tag und damit einem weiter anhaltenden Überangebot am Ölmarkt. Die amerikanischen Fracking-Anlagen produzieren auch aufgrund der technologischen Fortschritte in der letzten Zeit auf immer günstigerem Niveau, mittlerweile sollen wohl bereits Ölpreise oberhalb von 30,00 US-Dollar pro Barrel auskömmlich sein. Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,0 Millionen Barrel pro Tag. Die US-Energiebehörde (EIA) erwartet bis Ende 2018 einen weiteren Produktionsanstieg in den USA von ca. 1,0 Millionen Barrel pro Tag, womit ein Großteil des von der US-Energiebehörde (EIA) geschätzten globalen Anstiegs der globalen Ölnachfrage gedeckt wäre. Da die Ölproduktion auch in anderen Förderländern, wie z.B. Kanada und Brasilien, wächst, könnte die Ölproduktion stärker ansteigen als die globale Nachfrage. Zusätzlich erwägt die amerikanische Regierung, die Ölsuche an den Küsten massiv auszuweiten. Da scheint die Deepwater-Horizon-Katastrophe keinen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Auch Norwegen wird in der Barentssee neue Ölförderlizenzen vergeben. Grundlage ist ein Gerichtsbeschluss eines Osloer Gerichtes, wonach für Öl- und Gasexporte nicht die norwegische Verfassung gilt.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count stieg im Februar 2018 wieder deutlich an. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende Januar 2018 betrug der Wert weltweit 2.175. Ende Februar 2018 stieg der Wert wieder deutlich auf 2.271. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. In den USA ist ein deutlicher Anstieg der Förderanlagen von 937 (Ende Januar 2018) auf 969 (Ende Februar 2018) zu verzeichnen. Auch in Kanada ist die Zahl der Förderanlagen deutlich von 278 (Ende Januar 2018) auf 323 (Ende Februar 2018) angestiegen. Im asiatischen Pazifikraum ist dagegen ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 222 (Ende Januar 2018) auf 210 (Ende Februar 2018) zu verzeichnen. Im Mittleren Osten ist die Zahl der Förderanlagen von 383 (Ende Januar 2018) auf 396 (Ende Februar 2018) angestiegen. In Lateinamerika ist Zahl der Förderanlagen von 191 (Ende Januar 2018) wieder auf 199 (Ende Februar 2018) leicht gestiegen.
Aufgrund des aktuellen Ölpreisniveaus wird sich die Entwicklung der Ausweitung der Förderquellen sehr wahrscheinlich maßgeblich weiter beschleunigen, da die in Wartestellung befindlichen us-amerikanischen Fracking-Anlagen sehr schnell angefahren werden können und ständig neue hinzukommen. Das von der International Energy Agency (IEA) geschätzte zusätzliche Rohöl-Potential in den USA von 4,0 Millionen Barrel pro Tag lässt da erheblichen Spielraum zu. Auch die zu erwartenden Produktionsanstiege in weiteren Ölförderländern lassen hier erheblichen Spielraum zu. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.
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