Der Rohölpreis der Sorte „Brent“ stieg nach der Vereinbarung der Opec-Länder am 30. November 2016 stetig in Richtung 56,00 US-Dollar pro Barrel und verharrte die ersten drei Monate des Jahres 2017 auf diesem Niveau bei relativ geringer Volatilität. Seit April 2017 nahm die Volatilität aber wieder stark zu. In der Folge gab der Rohölpreis wieder nach und fiel zum 21. Juni 2017 wieder auf 44,82 US-Dollar pro Barrel. Danach stieg der Rohölpreis bis zum 23. Mai 2018 auf 79,80 US-Dollar pro Barrel, fiel aber zum 31. Juli 2018 wieder leicht auf 74,25 US-Dollar pro Barrel.
Das Ziel der Opec, die Lagerbestände zu reduzieren und damit die Preise zu stabilisieren, oder besser noch ansteigen zu lassen zeigt tatsächlich seine Wirkung. So sind die US-Rohöllagerbestände laut der Energy Information Administration (EIA) zum 31. Juli 2018 mittlerweile auf 408,7 Millionen Barrel gesunken. In der letzten Zeit entgleitet aber der Opec immer mehr die Kontrolle über die Preisentwicklung, da die Rohölpreise ein Niveau erreicht haben, dass auch von den Opec-Ländern nicht gewollt ist, da zu hohe Rohölpreise zu einem akuten Nachfragerückgang führen würden. Jedenfalls hilft der aktuell wieder höhere Ölpreis den US-amerikanischen Ölförderern, die eigenen Quellen wirtschaftlicher auszubeuten, immer mehr Bohrlöcher zu aktivieren und die Produktionskosten mit Terminprodukten abzusichern. Und genau da liegt das Problem. Die amerikanische Ölproduktion lag im Juli 2018 mittlerweile bei 11 Millionen Barrel pro Tag, womit das Produktionsniveau auf den höchsten Stand seit 1970 geklettert ist. Die International Energy Agency (IEA) schätzt ein noch zu erschließendes zusätzliches Rohöl-Potential in den USA von knapp 4,0 Millionen Barrel pro Tag. Zusätzlich überlegt offensichtlich die amerikanische Regierung, Teile der strategischen Ölreserve auf den Markt zu bringen, was für einigen Wirbel am Markt sorgen würde. Die Wiedereinführung der Iran-Sanktionen durch Trump schürt aktuell wieder Unsicherheiten. Auch die Sorge um eine Verschärfung des Handelskrieges lässt den Ölpreis sehr stark schwanken. Einige Länder signalisierten aber bereits keine Teilnahme an den Sanktionen. Die Opec-Länder produzieren mittlerweile auch wieder über 32 Millionen Barrel pro Tag, wobei Saudi-Arabien wieder 10,65 Millionen Barrel pro Tag fördert und die Förderung nach einem Gespräch mit Trump noch weiter ausbauen könnte. In Libyen wurden die Öllieferungen wieder aufgenommen und sogar erhöht. Auch Nigeria und der Irak haben ihre Ölförderungen wieder angehoben. China versucht derzeit Venezuela finanziell unter die Arme zu greifen. So wurden dem Vernehmen nach Kredite von 5 Milliarden US-Dollar in das Land gepumpt, um die Ölförderung wieder anzuschieben. Venezuela ist das ölreichste Land auf der Welt, die Ölproduktion ist aber aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Situation fast komplett zusammengebrochen. Auch die russische Ölproduktion lag im Juli 2018 wieder bei 11,0 Millionen Barrel pro Tag.
Die von Baker Hughes veröffentlichte sogenannte Rig Count stieg im Juli 2018 wieder deutlich an. Die Rig Count beschreibt die Anzahl neuer Bohrungen und ist sehr stark an die Entwicklung des Ölpreises gekoppelt. Ende Juni 2018 betrug der Wert weltweit 2.152. Ende Juli 2018 stieg der Wert wieder leicht auf 2.251. Im Vergleich dazu betrug der Wert Ende Januar 2015 weltweit 3.309 und Ende Januar 2017 1.918. In den USA ist ein leichter Rückgang der Förderanlagen von 1.056 (Ende Juni 2018) auf 1.050 (Ende Juli 2018) zu verzeichnen. In Kanada ist die Zahl der Förderanlagen auch wieder von 137 (Ende Juni 2018) auf 204 (Ende Juli 2018) gestiegen. Im asiatischen Pazifikraum ist wieder ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 215 (Ende Juni 2018) auf 229 (Ende Juli 2018) zu verzeichnen. Im Mittleren Osten ist auch wieder ein leichter Anstieg der Förderanlagen von 392 (Ende Juni 2018) auf 400 (Ende Juli 2018) zu verzeichnen. In Lateinamerika ist Zahl der Förderanlagen von 180 (Ende Juni 2018) wieder auf 190 (Ende Juli 2018) leicht gestiegen.
Aufgrund des aktuell recht hohen Ölpreisniveaus und der sich zuspitzenden weltweiten Handelskonflikte, könnte ein kurzfristiger Nachfragerückgang zu vermehrten Unsicherheiten führen. So importiert China offensichtlich weniger Rohöl auf den Weltmärkten. Jedenfalls ist mit einer erheblichen Zunahme der Volatilität zu rechnen.
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