Im vorhergehenden Beitrag zeigten wir Ihnen die Strompreisentwicklung eines typischen Industrieunternehmens (Sondervertragskunde) von 2002 bis 2015 in Deutschland. Der darin enthaltene Arbeitspreis (grün dargestellt) basiert auf Börsennotierungen der European Energy Exchange (EEX). Diese Börsennotierungen unterliegen teilweise sehr starken Schwankungen, begründet in der Vielzahl der Marktteilnehmer mit den unterschiedlichsten Interessen. Aber auch die vielen politischen, gesetzlichen und gesellschaftlichen Veränderungen nehmen maßgeblich Einfluss auf die Marktbewegungen.
Zu den Marktteilnehmern gehören neben den klassischen Energieabnehmern z.B. auch Banken, Fonds und Versicherungsunternehmen. Somit sind nicht immer die Interessen der eigentlichen Energieabnehmer die vordergründigen Beweggründe für Marktveränderungen. Vielmehr werden die Energiemärkte in unsicheren Zeiten der Aktienmärkte als sicherer Hafen für Geldanlagen gesehen und somit zum Spekulationsobjekt.
Dieses Phänomen ist sehr deutlich an den Börsennotierungen bis zum Jahr 2008 sichtbar. Nicht nur die Börsennotierungen an sich stiegen bis zu diesem Zeitpunkt in schwindelerregende Höhen, auch die Volatilitäten waren exorbitant hoch. Bis dahin galt der Grundsatz, je eher Sie den Stromvertrag abgeschlossen hatten, desto bessere Konditionen konnten Sie mit dem Lieferanten vereinbaren.
In der beiliegenden Darstellung finden Sie diese Entwicklungen wieder. Der Übersichtlichkeit halber haben wir die Kerzenform gewählt. Somit sind die Volatilitäten der einzelnen Betrachtungszeiträume besser einschätzbar. Dargestellt sind die jeweiligen Frontjahre der Beschaffungsphase, z.B. 2008 für 2009 bedeutet Beschaffungsjahr 2008 für Lieferjahr 2009.
Aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise veränderten sich auch die Energiemärkte einschneidend, weshalb ab dem Jahr 2008 die Energienachfrage erheblich sank und die Börsennotierungen entsprechend deutlich nachgaben. Mittlerweile haben wir ein Marktpreisniveau erreicht, bei dem immer mehr Kraftwerksbetreiber keine auskömmlichen Deckungsbeiträge erwirtschaften können.
Im Gesamtbild steigen aber die Belastungen der Energieabnehmer aufgrund von Steuern und Abgaben immer weiter. Diese Tatsache verdeutlicht die Notwendigkeit einer auf die Bedürfnisse des einzelnen Energieabnehmers und die jeweilige Marktsituation angepassten Beschaffungs- und Risikostrategie. Dabei ist es wichtig, die Einflüsse und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Energiepreisentwicklungen zu kennen und einschätzen zu können.
Die Frage, die aktuell immer öfter gestellt wird, lautet:
Wie weit können die Börsennotierungen noch sinken, oder sind wir schon am Tiefpunkt angekommen?
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Wir unterstützen Sie gern bei der Ausarbeitung Ihrer individuellen Beschaffungs- und Risikostrategie.
Ihr Ansprechpartner:
Stefan Zumpe